Es gibt keinen Fachkräftemangel, oder? 

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Es gibt keinen Fachkräftemangel, oder?
Fachkräftemangel. Ein Wort, das viele Unternehmer schon nicht mehr hören können. Und ein Thema, das in der Arbeitswelt stark umstritten ist. Seit Jahren sorgt es für kontroverse Diskussionen. Während einige behaupten, dass es in einigen Branchen in der Tat einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gibt, argumentieren andere, dass der Fachkräftemangel ein Instrument des Marketings ist und nicht notwendigerweise auf eine tatsächliche Knappheit von Fachkräften hindeutet. Sogar vom „Mythos: Fachkräftemangel“ ist dann die Rede. Doch auch in Mythen steckt ein wahrer Kern…

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wann man von einem Fachkräftemangel spricht
  • Ob es zurzeit in Deutschland einen Fachkräftemangel gibt
  • Welche Branchen davon besonders betroffen sind
  • Wodurch der Fachkräftemangel verursacht wird
  • Welche Folgen der Fachkräftemangel für die Gesellschaft mit sich bringt

Wann spricht man von einem Fachkräftemangel?

Wenn vom Fachkräftemangel die Rede ist, bezieht sich dies in der Regel auf einen Mangel an qualifizierten Fachkräften in bestimmten Berufs- oder Branchensegmenten. Eine Fachkraft verfügt dabei innerhalb seines Berufes über entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten und hat zumeist eine Ausbildung abgeschlossen. Das bedeutet auch, dass ein Arbeitskräfteüberschuss durch eine hohe Zahl an Arbeitslosen den Fachkräftemangel nicht automatisch aufwiegt oder überhaupt starken Einfluss darauf hat.
Es gibt also ein deutlich größeres Angebot von offenen Positionen als verfügbare Talente. Gibt es nur kurzfristig Schwierigkeiten, eine offene Stelle qualifiziert zu besetzen, spricht man von einem Fachkräfteengpass. Von einem tatsächlichen Fachkräftemangel spricht man jedoch erst, wenn die Problematik über einen längeren Zeitraum besteht.

Die Bundesagentur für Arbeit berücksichtigt bei ihrer Definition zudem Kriterien wie die branchenspezifische Altersstruktur, Arbeitslosenquote, Vergütungsstruktur sowie die durchschnittlich abgeschlossene Vakanzzeit im Vergleich zu sämtlichen Berufen aktuell sowie des betrachteten Berufs im Vorjahr.

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Gibt es in Deutschland einen Fachkräftemangel?

Um diese stark diskutierte Frage direkt zu beantworten: Ja, es gibt in Deutschland einen Fachkräftemangel. Er ist also grundsätzlich kein Mythos. Diese Aussage kommt allerdings nicht ohne einem „aber“ aus, denn der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften betrifft weder sämtliche Branchen und Berufe, noch ist er flächendeckend, sondern kann sich regional, aber auch national durchaus unterschiedlich ausprägen.
In diesen Branchen gibt es einen Fachkräftemangel:
MINT-Bereich

In diese Gruppe fallen sämtliche Arbeitnehmer mit Berufen in der Mathematik, der Informatik, den Naturwissenschaften sowie der Technik. Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln gab es Stand April 2022 mindesten 320.000 nicht besetzbare Stellen aus dem MINT-Bereich. Diese Zahl setzt sich aus insgesamt 500.000 offene Vakanzen sowie 180.000 arbeitslose Personen, die in diesen Branchen tätig sein wollen, zusammen.

Die größten Engpässe gibt es dabei laut Studie in den Energie- und Elektroberufen, der IT sowie der Maschinen- und Fahrzeugtechnik.
Handwerk

Auch wenn einige Handwerks-Berufe in den MINT-Bereich fallen, ist es dennoch wichtig, diese Gruppe gesondert aufzuzählen, denn laut KOFA fehlten hier im Jahr 2021 87.000 Fachkräfte. Besonders betroffen sind dabei die Bauelektrik sowie die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Öffentlicher Dienst

Auch einige Berufe im öffentlichen Dienst gehören zum MINT-Bereich, allen voran die IT, welche einen großen Anteil an der Digitalisierung Deutschlands hat. Neben IT-Spezialisten sind im öffentlichen Sektor auch Sozialpädagogen und Lehrkräfte Mangelware, die sich insbesondere um die die Fachkräfte von morgen kümmern. Insgesamt fehlten laut Studie im Jahr 2022 im öffentlichen Dienst etwa 570.000 qualifizierte Arbeitskräfte.

Gesundheitsberufe
Der Fachkräftemangel im Gesundheitssektor, verbunden mit teils katastrophalen Zuständen in einigen Kliniken, wird bereits seit Jahren immer wieder thematisiert und bekam durch die Pandemie einen neuen Aufschwung.

Einer Studie zufolge gab es mit Stand Juni 2022 im deutschen Gesundheitsbereich 290.000 offene Stellen. Bis 2035 könnte diese Zahl auf 1.800.000 fehlende Fachkräfte anwachsen. Besonders leidet dabei die Alten- und Krankenpflege – nicht zuletzt, da das Berufsbild der Pflege nach wie vor sehr negativ geprägt ist. Dadurch steigt auch das Risiko eines Versorgungsengpasses.

Ursachen des Fachkräftemangels 

Der Fachkräftemangel ist ein komplexes Phänomen mit einer Vielzahl an Ursachen. Viele davon stellen gesellschaftliche und strukturelle Herausforderungen dar, die nur gemeinsam mit der Politik überwunden werden können. Es gibt jedoch einige Faktoren, auf die Unternehmen direkt Einfluss haben, wodurch sie mit gezielten Maßnahmen die Zahl an qualifizierten Bewerbungen deutlich erhöhen können.

Demografischer Wandel

Die demografische Entwicklung mit einer alternden Bevölkerung hat zur Folge, dass das Arbeitskräftepotenzial überaltert. Derzeit gehen immer mehr Menschen in Rente, während weniger junge Talente auf den Arbeitsmarkt drängen, was den Fachkräftemangel verschärft. Darüber hinaus haben ältere Mitarbeiter häufig andere Bedürfnisse, zum Beispiel in Bezug auf Arbeitszeiten und Arbeitsbelastung, was Anpassungen in der Arbeitsgestaltung und Personalentwicklung erforderlich macht. Ein weiterer Aspekt ist der steigende Bedarf an Pflegekräften, der durch das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung verursacht wird.

Globalisierung

Der War of Talents wird mittlerweile weltweit ausgetragen und Unternehmen müssen nicht mehr nur am Absatzmarkt gegen ihre Konkurrenz bestehen, sondern auch am Arbeitsmarkt. Besonders ungebundene Fachkräfte haben weniger Scheu, ihre berufliche Heimat auch im Ausland zu suchen.

Digitalisierung

Durch die fortschreitende Technologie werden viele Aufgaben automatisiert, wodurch einige Berufe verschwinden und somit zum Teil auch den Fachkräftemangel bekämpfen. Zeitgleich entstehen aber neue Berufe, die bestimmte Kenntnisse und Fertigkeiten voraussetzen. Das betrifft besonders die IT-Branche, die besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen ist. Daran trägt nicht zuletzt der Digitalisierungsschub in der Corona-Pandemie Mitschuld, der Deutschland schnell klar machte, dass es in diesem Bereich sehr viel aufzuholen hat.
Entsprechend wächst der Markt an IT-Berufen, es fehlt jedoch an qualifizierten Helden, die die Digitalisierung Deutschlands vorantreiben.

Corona-Pandemie

In den letzten Jahrzehnten hatte kaum etwas einen so rasanten Einfluss auf den Arbeitsmarkt, wie die Corona-Pandemie. Zwar sank durch die verschiedenen Maßnahmen, wie Lockdowns, anfänglich die Zahl an offenen Stellen und die Arbeitslosigkeit schnellte in die Höhe, doch schnell wurde ein Mangel in bestimmten systemrelevanten Branchen deutlich, wie etwa durch den bereits erwähnten Zwang zur Digitalisierung.
Von der Pandemie besonders betroffen war zweifelsohne auch der Gesundheitsbereich. Der häufig schon bestehende Mangel an Pflegekräften, gepaart mit erschwerenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie sowie häufig fehlender Anerkennung, ging bei vielen Fachkräften nicht spurlos vorüber und es folgten viele Kündigungen, was das Problem noch weiter verstärkt.

Deutschland – Das Land der Bürokratie

Jeder kennt sie, (fast) jeder hasst sie: Die deutsche Bürokratie. Auch wenn es immer wieder Maßnahmen zum Abbau der Bürokratie gab, machen zahlreiche, teils praxisferne Regulierungen das Leben vieler deutscher Unternehmen weiterhin schwer und bremsen somit auch die Wirtschaft.
In Bezug auf den Fachkräftemangel betrifft das vor allem die Anstellung von Fachkräften aus Drittländern in deutschen Unternehmen oder die Anerkennung von Berufen eingewanderter Personen, wie etwa Flüchtlingen.

Ignoranz gegenüber Veränderungen

Die Arbeitswelt befindet sich seit jeher in einem stetigen Wandel. Das betrifft aber nicht nur den demografischen Wandel, die Digitalisierung oder Globalisierung. Auch die Werte vieler Menschen ändern sich. Flexibilität ist in einer so vielfältigen Welt wie unserer nicht mehr wegzudenken. Zudem spielen eine ausgeglichene Work-Life-Balance, ein angemessenes Gehalt und Nachhaltigkeit eine immer stärkere Rolle. Menschen achten vermehrt auf ihre Umwelt und auf sich.
Deshalb ist es unerlässlich, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter schätzen sowie ihre Werte in der Unternehmenskultur berücksichtigen und einbringen. Und das beginnt tatsächlich bereits beim Bewerbungsprozess, der in der heutigen Zeit schnell, unkompliziert und transparent sein sollte.
All das beeinflusst zudem maßgeblich die Arbeitgebermarke, also das Bild des Unternehmens, was die Identität des Unternehmens nach außen kommuniziert. Erfolgreiches Employer Branding ist in der digitalen Welt so bedeutend, wie noch nie. Denn wie du sicher weißt, reicht eine simple Stellenausschreibung in der Zeitung oder einem Onlineportal längst nicht mehr aus. Unterschiedliche Maßnahmen zum Aufbau der Arbeitgebermarke tragen nicht nur dazu bei, dass bestehende Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen identifizieren und sich dort wohlfühlen, sondern sie sind auch in der Lage, in euren Traumbewerbern das Bedürfnis zu erwecken, sich bei euch zu bewerben.
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Folgen des Fachkräftemangels

Der Fachkräftemangel hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Das Fehlen an qualifizierten Arbeitskräften bedeutet für Unternehmen häufig, dass sie ihre Position am Markt nicht optimal ausnutzen können und die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet ist.
Aufträge können beispielsweise nicht angenommen werden oder bestehende Mitarbeiter müssen erhebliche Mehrarbeit leisten, was sich negativ auf deren Zufriedenheit auswirkt. Das kann zudem zu einer Verschlechterung der Arbeitsqualität und somit der Kundenzufriedenheit führen.

Zeitgleich steigen die Personalausgaben, um einerseits das bestehende Team zu halten und andererseits sich auch nach außen als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Dazu zählen auch die Kosten für das Recruiting: Unternehmen müssen immer mehr in Werbekampagnen, Personalberatung und -suche investieren, um überhaupt Bewerber zu finden. Diese Kosten können schnell sehr hoch werden und belasten das Budget der Unternehmen. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sind hier oft benachteiligt, da sie nicht über die finanziellen Ressourcen von großen Konzernen verfügen.

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Wie ihr als Unternehmen eure Traumbewerber erreicht, ohne euer Budget zu sprengen, erfährst du weiter unten!

Die zunehmende Digitalisierung stellt nicht nur eine Ursache für den Fachkräftemangel dar, sondern wirkt sich auch auf dessen Bewältigung aus. Unternehmen, die in digitale Technologien investieren möchten, haben häufig Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu finden, um diese Technologien zu implementieren und zu betreiben. In der Folge können Projekte nicht immer umgesetzt werden und der Fortschritt verzögert sich.
All diese Faktoren wirken sich teils gravierend auf die deutsche Wirtschaft aus und verringern ihr Wachstum. Zudem wird eine Abwanderung von Unternehmen begünstigt, die sich gezwungen sehen, ihre Produktion durch fehlende Fachkräfte ins Ausland zu verlagern oder auf eine Expansion zu verzichten.
Versorgungsengpässe
Ein Mangel an qualifizierten Fachkräften kann negativen wirtschaftlichen Auswirkungen besonders in systemrelevanten Branchen, wie im Gesundheitsbereich, schwerwiegende Folgen haben. Durch zu wenig Personal in den Kliniken kann eine angemessene Versorgung der Patienten immer seltener garantiert werden und die Wartezeiten bei Fachärzten werden noch länger.

So trotzt ihr dem Fachkräftemangel!

Erst mal vorweg: Es ist nie zu spät, etwas gegen den Fachkräftemangel zu unternehmen. Damit ihr unabhängig von den nicht beeinflussbaren Faktoren genügend Bewerber für eure offenen Vakanzen findet, ist es von besonderer Bedeutung, mit dem stetigen Wandel mitzugehen. Denn es gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!

Ein wichtiger Schritt dafür ist das Etablieren eurer Arbeitgebermarke und eine aktive sowie gepflegte Onlinepräsenz. Dazu zählen nicht nur Social-Media-Kanäle und eine ansprechende Karriereseite, sondern auch ein ausgefülltes Profil auf Bewertungs-Portale, wie kununu.

Ein Teil eurer Employer-Branding-Maßnahmen sollte sich aber auch nach innen richten: Durch regelmäßige Mitarbeiterumfragen mit laufender Umsetzung ihrer Vorschläge sowie eine funktionierende Kommunikation zeigt dem Team, dass sie sich wirklich einbringen können und sie gehört werden. Zusätzlich stärken Teambuilding-Maßnahmen den Teamgeist und die Mitarbeiter wachsen enger zusammen. Das trägt dazu bei, dass sie sich mit dem Unternehmen identifizieren, ihm treu bleiben und auch die Arbeitgebermarke nach außen tragen.

Wie ihr in 4 Schritten eure Employer Brand aufbaut und in der Arbeitswelt erfolgreich präsentiert, erfährst du in unserem Blogartikel Arbeitgebermarke aufbauen.

Um jetzt aber aktiv Fachkräfte für sein Unternehmen zu begeistern, bei denen es sich Großteils um passive Bewerber handelt, sind häufig neue und innovative Wege nötig. Diese beschreiten wir Heldenfinder mit unseren Kunden als Recruiting Partner!

Mit unserer Social-Recruiting-Strategie erreichen wir eure Wunschmitarbeiter dort, wo sie sich sowieso häufig aufhalten: In den sozialen Netzwerken! Auf Plattformen, wie etwa auf Facebook, Instagram oder LinkedIn sind passive Bewerber offener für eine neue berufliche Heimat, wenn man ihnen diese richtig präsentiert.
In Kombination mit einem smarten und spielerischen Bewerberquiz haben sich unsere Social-Recruiting-Kampagnen als ideales Tool herausgestellt, um theoretisch jeden Nutzer in den sozialen Medien für euch zu erreichen. Mit täglich mehr als 20 Millionen Nutzern in Deutschland ist Facebook ein Paradebeispiel dafür, wie gigantisch der Pool an potentiellen Bewerbern auf diesem Markt ist.
Neben einer zeit- und kostensparenden Vorqualifizierung der Kandidaten gibt es im individuellen Bewerberquiz genug Raum, um euch als attraktiven Arbeitgeber ins Licht zu stellen, wodurch die Anzahl der Bewerbungen auch für andere zu besetzende Vakanzen deutlich steigt.
Zudem entfällt ein aus Bewerbersicht häufig unangenehmes Anschreiben gänzlich und Kandidaten müssen Eigeninitiative zeigen, um auf das Quiz zu gelangen. Dadurch vermitteln sie, offen für euer Jobangebot zu sein.

Unser Fazit: Es gibt also einen Fachkräftemangel in Deutschland?

Unserer Ansicht nach ist der Fachkräftemangel alles andere als ein Mythos, sondern in vielen Branchen pure Realität. Auch wenn er nicht jeden Beruf oder jede Region betrifft und zum Teil auch eher als vorübergehender Fachkräfteengpass zu sehen ist, beeinflusst er das deutsche Wirtschaftswachstum und kann im Extremfall zu Versorgungsengpässen führen.
Viele Ursachen des Fachkräftemangels liegen aber leider nicht in der Hand einzelner Unternehmen. Vielmehr liegt es häufig an der Politik, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel umzusetzen.
Unternehmen müssen aber nicht untätig zusehen, sondern können auch selbst für eine höhere Anzahl an qualifizierten Bewerbern sorgen. Dafür müssen sich die Verantwortlichen aber regelmäßig mit dem stetigen Wandel unserer Arbeitswelt beschäftigen und laufend neue Trends erkennen, um die besten Fachkräfte für sich gewinnen.
Insgesamt führen diese Veränderung zu einer Neuausrichtung des Denkens und Handelns von Unternehmen und Mitarbeitern, wobei das Wohl des Einzelnen in den Vordergrund rückt und gleichzeitig eine hohe Effizienz der Unternehmen angestrebt wird.
Stand April 2023

Häufige Fragen zum Fachkräftemangel

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Melanie von den Heldenfindern
Mit ihren Blogartikeln rund um das Thema Recruiting hilft Melanie Unternehmer:innen dabei, sich erfolgreich als Arbeitgeber zu vermarkten. Als festes Mitglied der Heldenfinder sorgt sie zudem dafür, dass die richtigen Mitarbeiter:innen zu den richtigen Unternehmen gelangen.